Von Albanien in den Hohen Atlas

In dieser Woche konnten wir kulturell von Albanien nach Marokko reisen:

Denissa und ihre Mutter bereiteten am Donnerstag für uns Gerichte ihrer albanischen Heimat zu und am Sonnabend berichtete Susanne von ihren Erlebnissen bei Berberfrauen im Hohen Atlas.

Denissa und ihre Mutter bei den Vorbereitungen

Inzwischen ist es Tradition: Wer lernen will, Gerichte fremder Küche zuzubereiten, kommt um 17 Uhr.
Dieses Mal waren es gebackene Hühnchenschenkel in einer Sauce aus Ei und Joghurt, die – im Backofen gestockt – sehr gut schmeckte. Köfte aus Hackfleisch gab es, Salat aus verschiedenem Gemüse, geröstetes Brot und Schafskäse auf Tomaten . Wieder einmal meinten alle, es schmecke dieses Mal besonders gut.. Auch unsere syrischen Gästen waren begeistert, da sie sich an Gerichte ihrer Heimat erinnert fühlten. Das ist nicht zufällig so:

Albanien wurde seit Ende des 14. Jahrhunderts von osmanischen Truppen bedrängt und etappenweise erobert. Die Fürsten Südalbaniens mussten schon zu Beginn des 15. Jahrhunderts die Oberherrschaft des Sultans anerkennen. Um 1480 wurde auch der Norden Albaniens durch die Türken besetzt. Sie waren mehr als 400 Jahre die Herren im Lande und brachten den Glauben, Sitten und Gebräuche und natürlich auch ihre heimische Küche mit.

Als Dessert gab es Kuchen in flüssiger sehr süßer Umhüllung – mit starkem Espresso ein Genuss. Zur Verdauung bekam man einen Grappa, der zwar nicht aus Albanien kam, aber in der Herstellungsweise anderen Tresterbränden aus Trauben – so auch dem Raki – gleicht.

Auch dieses Mal fehlte ein Bericht über Land und Leute, Geographie, über Gepflogenheiten und Anbau besonderer Pflanzen nicht. Denissa las uns ihren Text vor, der viel Applaus verdiente und bekam.
Alle werden gern an diesen Abend zurück denken, war er doch ein erneuter Beweis der Bereicherung unseres Landes durch andere Kulturen.

Wir sagen: danke!

Am Sonnabend ging es gedanklich in ein anders Land – nach Marokko in den Hohen Atlas.

Susanne war im Frühjahr als Senior Expert in ein abgelegenes Dorf ins Gebirge entsandt worden, um gemeinsam mit Berberfrauen die alte Kultur zur Herstellung von Berberteppichen neu zu beleben. Sie hatte von dort viele Bilder mitgebracht, mit deren Hilfe sie anschaulich über die drei Wochen Arbeit berichtete.

Die Frauen wollen mit der Belebung hrer Traditionskunst zur Verbesserung ihres Lebensunterhaltes beitragen. Weben konnten sie, aber die Motive aus vergangener Zeit waren aus ihren Arbeiten verschwunden. Bunte, modern hergestellte Farben waren bei ihnen in Mode gekommen, die die Kunden aus westlichen Ländern nicht gerade zum Kauf ermunterten.

Kamen anfangs zehn skeptische Frauen zusammen, wurden es von Tag zu Tag mehr, die sich der Gruppe anschlossen.

Susanne berichtete von den ersten Versuchen, natürliche Farben herzustellen, Wolle selbst zu färben und die Grundlage für das alte Handwerk zu schaffen. Das Interesse der Frauen an der gemeinsamen Arbeit wuchs von Tag zu Tag. Kamen anfangs nur zehn skeptische Frauen zusammen, wurden es von Tag zu Tag mehr, die sich der Gruppe anschlossen. Die alten Motive wurden ausgegraben, auf kleinen Mustern eingewebt, um dann die ersten richtigen Stücke zu fertigen. Drei Wochen vergingen sehr schnell und viele Fragen blieben ungelöst.

Im Herbst wird Susanne wieder zu ihren neuen Kolleginnen aufbrechen. Wir wünschen dem Projekt viel Erfolg und sagen auch ihr danke für den interessanten Bericht.