Das ist ein persönlicher Blick auf die Arbeit unseres Vereins bis heute.
Meine eigene Erinnerung an diese Arbeit beginnt erst im Oktober 2015. Vorher schon hatten Menschen in Waren begonnen, sich auf die Hilfe für Flüchtende aus Syrien, dem Irak und Afghanistan, aus der Ukraine und aus Albanien vorzubereiten. Die Berichte vom Bahnhof in Budapest, auf dem tausende SyrerInnen festsaßen, waren ab Ende August 2015 an jedem Abend in der Fernsehnachrichten zu sehen. Überall in Deutschland organisierten sich Menschen, um Hilfe zu leisten.
Auch in Waren wurde im Sommer damit gerechnet, Flüchtlinge aufnehmen zu müssen, zu sollen, zu wollen. Im Juli hatte ein erster sogenannter Flüchtlingsgipfel stattgefunden, gestört von Rechtsradikalen aus dem “Hause Zutt”. Wir sind Müritzer (WsM) meldete: „Rund 70 Müritzer aus Vereinen, Verbänden, aus Politik, Wirtschaft und Kirche trafen sich im „Schmetterlingshaus“ und hatten nur ein Ziel: irgendwie helfen. Darunter auch private Initiativen, wie eine Warener Facebook-Gruppe, die sich vor wenigen Wochen spontan gegründet hat, um nicht nur zu ‚quatschen‘, sondern gezielt zu helfen, denn – so die Meinung in der Gruppe – den Behörden alles alleine zu überlassen, ist nicht der richtige Weg.“
Die ersten 26 Asylsuchenden waren da bereits in der Stadt, die meisten von ihnen aus der Ukraine.
Die Facbook-Gruppe begann zu arbeiten und wuchs schnell. In den nächsten Monaten wurde eine Struktur entworfen und zu Papier gebracht, die jeden Konzern geschmückt hätte.
Im August kamen dann die nächsten Geflohenen aus Afghanistan, Albanien, Armenien, aus dem Iran, aus Mazedonien und aus der Ukraine. WsM dazu: „Sie waren gerade einmal 24 Stunden in Waren, schon standen die Nazis vor ihrer Tür: Heute Mittag musste die Polizei zum Warener teenotel, in dem bekanntlich seit gestern Flüchtlinge leben. Als die Polizei eintraf, stand vor dem Haus ein 27-Jahre alter Mann mit einem Transparent, auf dem zu lesen war: ‚ Bitte flüchten Sie weiter! Es gibt hier nichts zu wohnen! Refugees not welcome‘. Wie die Polizei mitteilt, haben die Beamten einen Platzverweis ausgesprochen.
Diese Polizeimeldung wird übrigens bundesweit veröffentlicht. Die Stadt Waren also wieder einmal als ‚braune Stätte an der Müritz‘ in den Schlagzeilen…“
Ende des Monats hatten die Neonazis der Stadt eine Demonstration angemeldet, Müritzstädter riefen auf „Farbe bekennen“
Das teenotel bekam Anfang September einen eigenen freifunk-Knoten. Matthias Bitterlich sei Dank. Damit war zum ersten Mal freies Internet für die Geflohenen in der Unterkunft verfügbar.
WsM schreibt am 6. September:
“Nicht nur in den Großstädten wie München und Hamburg gibt es derzeit eine große Welle der Hilfsbereitschaft für die Flüchtlinge, die in Deutschland eintreffen. Auch an der Müritz melden sich täglich viele Menschen, die helfen wollen. Sie bieten Spenden an, wollen beim Sprache lernen unterstützen oder einfach auch nur etwas mit den zum Teil traumatisierten Menschen unternehmen. Einer, der nicht lange gefackelt, sondern einfach gemacht hat, ist Matthias Bitterlich.
Der EDV-Experte hat den Bewohner des teenotel in Waren, darunter seit gut drei Wochen etwa 30 Flüchtlinge, auf seine Rechnung kostenloses W-Lan ermöglicht.
„Viele möchten gerne Kontakt mit ihren Familien aufnehmen oder sich auch einfach nur informieren, was in ihren Ländern passiert. Dafür ist das Internet dringend nötig“, begründet Matthias seine Motivation.
Selbstverständlich können nicht nur die Asylbewerber das kostenfreie Netz nutzen, sondern auch die Lehrlinge, die ebenfalls im „teenotel“ wohnen.
Übrigens nach Aussage der Verantwortlichen ein sehr harmonisches Miteinander.
Ein Willkommensfest unter dem Motto Vielfalt – Das Beste gegen Einfalt wird vorbereitet:
„Bei der Vorbereitung und Organisation des Willkommensfestes haben viele Bürger_innen der Stadt Waren (Müritz) in Kooperation mit der Initiative ‚Flüchtlinge – willkommen an der Müritz‘ und dem Kultur- und Kunstverein Waren e.V. mitgewirkt. Gefördert wird das Fest aus Mitteln des Bundesprogramms „Demokratie leben!“, heißt es in der Pressemitteilung der Initiative.
Am 18. September macht der Bürgermeister Norbert Möller die Einrichtung einer Koordinierungsstelle für die Flüchtlingsarbeit bekannt. Das Metallgusswerk will Geld spenden: „Auch das Mecklenburger Metallgusswerk will helfen: Geschäftsführer Manfred Urban hat Landrat Heiko Kärger in dieser Woche mitgeteilt, dass das Warener Unternehmen mit einem größeren Geldbetrag Hilfe für Flüchtlinge leisten möchte. Der Landrat will das Geld für ein Hilfsprojekt verwenden, für welches, gibt er in Kürze bekannt, schreibt WsM.
Dann wird eine größere Gruppe Geflohener wird in Waren erwartet. Es gibt eine Überlegung im Rathaus, ein Containerdorf aufzubauen. Die Idee wird nicht umgesetzt. WsM meldet am 14. November 2015: „Europäische Akademie wird zur Flüchtlingsunterkunft“ Im Haus ACHT treffen sich von nun an die HelferInnen der Initiative zu einem wöchentlichen Stammtisch, um nächste Schritte zu besprechen. Die Frage nach einer Vereinsgründung kommt auf. Ohne juristische Legitimierung ist es schwer, die nötige öffentliche und finanzielle Unterstützung für kontinuierliche Arbeit zu bekommen. Am ersten Stammtischabend erläutert der Leiter der Europäischen Akademie Jörn Mothes das Unterbringungskonzept. Die Stadt hat eine Flüchtlingslotsin mit einer halben Stelle angestellt. Jasmin stellt sich als diese vor. In Eldenholz kommen Busse mit Geflohenen aus Syrien an!
Helferinnen und Helfer sind am ersten Abend in Eldenholz, um die Neuangekommenen zu begrüßen, Hilfe anzubieten, Deutschkurse und Kinderbetreuung zu organisieren. Freifunk Waren ermöglicht die Internetversorgung in der Unterkunft. Die nötige Bandbreite für den Kontakt nach Hause reicht nicht für alle gleichzeitig. Unzufriedenheit wird schon am ersten Abend über das Essen geäußert. In den nächsten Tagen nimmt der hauptamtliche Sozialarbeiter Peter seine Arbeit auf, später kommt Lisa dazu. In mehreren Gruppen unterrichten Ehrenamtliche Deutsch, gleichzeitig werden die Kinder beschäftigt. Die Arbeit der Initiative läuft an. Für Spenden dringend benötigter Sachen wird geworben. Sie werden abgeholt und verteilt. Mittwochsabends gibt es eine „BewohnerInnen-Versammlung“, während der die Lebenssituation in Deutschland den neu Angekommenen näher gebracht werden soll. Filme von Constantin Schreiber in arabischer Sprache dienen als Diskussionsbasis. Unverständnis auf Seiten der SyrerInnen, dass man Kinder nicht auch mit körperlicher Strafe erziehen darf, manche Männer verstehen nicht, dass Frauen die gleichen Rechte wie Männer in der Öffentlichkeit haben sollen, einer der Bewohner nennt die Unterkunft Polizeicamp und syrische Jugendliche machen deutliche Gesten bei der Erwähnung von Juden. Das sind mentale Herausforderungen, auf die die HelferInnen nicht vorbereitet sind.
Gleichzeitig erleben sie aber auch die große Dankbarkeit für die Hilfe, deutlich geäußert nach dem Besuch des Weihnachtsmarktes in Ulrichshusen mit anschließendem Chorkonzert. Ein durch Peter gut organisierter Fahrdienst hatte es möglich gemacht. Zu Weihnachten 2015 werden die HelferInnen zum Essen in die Europäische Akademie in Eldenholz eingeladen und auch die Stadt sagt Danke. Gespendete Fahrräder machen den BewohnerInnen den Weg in die Stadt einfacher. Wolfram hilft unermüdlich beim Beschaffen und Reparieren der Räder. Die meisten HelferInnen der Initiative kümmern sich um die syrischen Flüchtlinge in der Europäischen Akademie. Weitgehend unbeachtet bleiben die Geflohenen im teenotel.
Im März 2016 werden die Räume im Haus ACHT wieder für eigene Aktivitäten benötigt. So werden für den wöchentlichen Stammtisch neue Räume gesucht. Ecki – Wirt des Hafenkuddel – bietet solche an und wir sagen dankbar ja.

Die Unterbringung der SyrerInnen in der Europäischen Akademie findet im März ein Ende, da die Akademie ihre eigene Arbeit wieder aufnehmen will. Vor dem Auszug bereiten die BewohnerInnen zusammen mit Lisa und Peter eine Danke-Aktion für die Stadt Waren vor. Es wird ein schönes Erlebnis für alle auf dem Neuen Markt.
Einige der Eldenholzer bekommen Wohnungen in der Stadt. Die Initiative hatte eine Garage von der Stadtverwaltung bekommen, um gespendeten Hausrat unterzubringen. Die dort eingelagerten Möbel werden nun gebraucht.
Der größere Teil der ehemaligen BewohnerInnen muss erneut in eine Sammelunterkunft. Das Hotel Onkel Herrmann wird bezogen. Mit dem heruntergewirtschafteten Gebäude lässt sich gutes Geld verdienen, bis die Stadt die Unterbringung dort wegen erheblicher Baumängel unterbindet. Wieder können die Einen eine Wohnung beziehen und Andere ziehen ins teenotel. Jetzt kommen die BewohnerInnen dort mehr und mehr in den Blick der Initiative. Deutschkurse werden jetzt auch dort angeboten.
Die schulpflichtigen Kinder und Jugendlichen gehen inzwischen mehrheitlich in die Willkommensklasse der Schule, die ersten beiden finden Plätze im Wossidlo – Gymnasium. Der wöchentliche Stammtisch findet – immer noch gut besucht – im Hafenkuddel statt und am 12. März gibt es dort das erste Café International, von da an regelmäßig jeden Sonnabend.
Der Frühling vergeht mit Deutschkursen, der Sammlung und Verteilung von Spenden, mit Hilfe bei Arzt- und Amtsbesuchen oder bei der Wohnungsbeschaffung und mit dem Transport von Möbeln zu den Wohnungen. Wir Ehrenamtlichen sind gut ausgelastet. Um die Fahrräder kümmert sich Wolfram. Jeden Sonnabend treffen wir uns im Hafenkuddel. Mit der Zeit haben sich engere Beziehungen zwischen einzelnen HelferInnen und Geflohenen angebahnt.
Ein Sommerfest soll gefeiert werden. Anja, Pastorin der St-Georgen-Gemeinde, bietet den großen Garten des Gemeindehauses für das Fest an und die Vorbereitungen beginnen. Es wird alles farbenfroh dekoriert, gemeinsam mit dem Team des Cafés International werden typisch syrische Speisen zubereitet, halal gegrillt und eine große Paella auf das Feuer gesetzt. Die Pfadfinder sorgten für Stockbrot. Bei gutem Wetter feiern 150 Menschen entspannt und fröhlich kulturelle Vielfalt und ein friedliches Miteinander. Neue Kontakte werden geknüpft, Freunde gefunden und es wird viel gelacht und getanzt.
Am 16. Juli 2016 sind die Rechtsaußen mit einer Demonstration in der Stadt. Wir machen dieses Mal keine Gegendemonstration, sondern laden ins Hafenkuddel zu einem Café International spezial. Der AntiNazi-Storch Heinar ist da, die damalige Bundesministerin Manuala Schwesig ist mit der Landtagspräsidentin gekommen, die Häupter der Stadt fehlen auch nicht bei einer bunten Veranstaltung.
Eine Vereinssatzung wird den Sommer über entworfen, diskutiert und für den 22. September laden wir zur Gründungsversammlung ein. Fünfzehn Gründungsmitglieder beschließen die Satzung und wählen einen Vorstand. Ende Oktober wird der Verein vom zuständigen Amtsgericht ins Register eingetragen, das Finanzamt bestätigt die Gemeinnützigkeit und das Café International zieht am Alten Markt 14 in eigene Räume.
Kurz vor Weihnachten treffen sich alle noch einmal im Café International. Wir verabschieden uns von Jasmin, die das Jahr über als Integrationslotsin der Stadt gearbeitet und als Vereinsmitglied unsere Aktivitäten mit denen der städtischen Verwaltung koordiniert hat.
Im Jahr darauf haben wir mit einer anderen Integrationslotsin wenig Freude. Auch im Verein gibt es Meinungsverschiedenheiten über den Arbeitsstil. Wolfram meint, nicht mehr innerhalb dieser Struktur arbeiten zu können, Unzufriedenheit mit den Vereinsterminen oder unausgesprochene Kritikpunkte führen zum Wegbleiben einiger bisher Aktiver. Ich muss mich daran gewöhnen, dass Probleme nicht offen benannt werden, sondern durch stummes Fernbleiben der Protest ausgedrückt wird.
Zu Beginn des neuen Jahres wird ein Kicker angeschafft und mit einem Turnier eingeweiht.
Das Jahr 2017 können wir das Café mithilfe von eingeworbenen Fördermitteln mit neuem Mobiliar ausstatten und eine Küche einbauen. Später kommen eine Profikaffeemaschine dazu, ein Beamer und eine Tonanlage. Das Café International öffnet jeden Sonnabendnachmittag. Man trifft sich, tauscht sich aus, lacht zusammen. Auch Nachhilfeunterricht in Deutsch findet manchmal an diesen Nachmittagen statt.





Am 1. Mai 2017 ist der Verein mit eigenem Stand beim Demokratiefest am Hafen dabei, zu dem fast alle Vereine und demokratischen Parteien der Stadt eingeladen haben. Schon sechs Jahre später, im Jahr 2023, gibt es das nicht mehr. Jetzt rufen die Organisatoren der Montagsdemonstration und die AfD dazu auf, Verbände und Parteien sagen die Teilnahm ab, zeigen aber auch keine eigene Initiative, ein solches Fest zu organisieren.

Warener Notare veranstalten im August eine Spendensammlung zugunsten unserer Arbeit. 3500 € werden uns überwiesen. Für die Rechtsberatungen können wir weitere Spenden einwerben. Unsere Vereinsarbeit wird in der Stadt gesehen und anerkannt, so scheint es.
Die hier lebenden SyrerInnen finden im Lauf der Zeit mehr und mehr ihr eigenes Zuhause. Viele Familien sind durch den Nachzug von Ehefrauen und Kindern wieder vereint. So mancher hat den Integrationskurs erfolgreich beendet, die Kinder besuchen die Schulen. Vor allem die Männer haben Arbeit gefunden oder eine Ausbildung begonnen. Die syrische Gemeinschaft will uns HelferInnen danke sagen und lädt nach dem islamischen Opferfest zu einem Sommerfest in den Garten der St.-Georgen-Gemeinde ein.
Der Herbst vergeht mit der Vereinsarbeit. Immer noch ist Hilfe für den Familiennachzug nötig, es wird Deutsch unterrichtet und in kleinen Gruppen gelernt. Die meisten SyrerInnen besuchen die Integrationskurse, doch etwas Nachhilfe ist bei dem Einen oder der Anderen noch nötig. Dagmar unterstützt die Ukrainer. Wohnungen werden bezogen. Aus der Garage an der Teterower Straße werden Möbel in die neuen Wohnungen gebracht. Die Geflohenen selbst packen mit an.
Dann kommt die Adventszeit mit einem Konzert in der Georgenkirche. Die Freikarten sind bald verteilt. In das Café International kommt der Nikolaus. Er wird von drießig Kindern lebhaft begrüßt und er beschenkt sie, nachdem bei Kerzenschein und vorweihnachtlichen Liedern gewartet worden ist. Vielen sind die deutschen Lieder aus Kita und Schule schon bekannt. Der musikalische Höhepunkt ist erreicht, als Sharbel Sakhry (9) auf seiner Trompete Weihnachtslieder spielt und alle sich mit tosendem Beifall bedanken.
Zum Jahresende 2017 hat der Verein Unterstützer und Mitglieder zu einem musikalischen Jahresausklang ins Haus des Gastes eingeladen. Schon nach den ersten Takten, die das das Duo “Nachtigall” spielt, sind die Gäste begeistert. Es wird ein schöner Abend.
Im März des neuen Jahres 2018 beginnen wir mit der Veranstaltungsreihe „Kultur aus dem Kochtopf“. In loser Folge sollen landestypische Gerichte verschiedener Nationen vorgestellt und gemeinsam zubereitet werden. An gemeinsamer Tafel wird anschließend diniert. Die jeweiligen Landsleute berichten von den Besonderheiten, Eigenheiten des Essens, sprechen über Riten und Gebräuche und stellen die Musik ihrer Heimat vor. Zum Auftakt steht russische Küche auf dem Speiseplan. Die Warener Gruppe der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. hat alles vorbereitet und bereitet uns einen beeindruckenden Abend.
Diese Reihe wird bis zum Beginn der Coronaepidemie fortgesetzt: Liliana berichtet aus Kolumbien, aus Georgien Ketevan mit ihrer Tante und ihrem Mann. Wir lernen italienische Küche kennen, zubereitet von Stefan und Sabine, albanische Küche bringen uns Denissa und ihre Mutter näher, Lillian führt uns kulinarisch und informativ in ihr Heimatland Tansania. Natürlich werden wir eines Abends von Maissaa, Hnaade und Abeer nach Syrien eingeladen. Ammar berichtet über seine Heimat vor dem Krieg und über das Leid, das der Krieg über das Land brachte.










Inzwischen sind wir im Jahr 2019. Da die SyrerInnen in Waren mehr oder weniger heimisch geworden sind, eigene Wohnungen gefunden haben, auch in andere Gegenden gezogen sind, wandelt sich der Verein mehr und mehr. Wir wollen Voraussetzungen schaffen, die es Zugezogenen erlauben, am kulturellen Leben Teil zu haben. In der Stadt sollen Menschen aus 88 Nationen leben und wir verstehen uns als Zentrum für Menschen aller Kulturen, beschäftigen uns mit Fragen des Zusammenlebens von Menschen aus verschiedenen Weltgegenden, nutzen die Treffen sonnabends im Café zum Reden über unsere Vorstellungen von Heimat.
2018 übernehmen wir vom Kulturverein das Montagskino, eine Veranstaltung mit viel Zuspruch. Wir eröffnen der Stadtgemeinschaft Gelegenheiten, neue Filme zu sehen, die im städtische CINEMAX nicht gezeigt werden.
An 10. März 2020 – die Coronaepidemie ist übers Land gekommen – stellen wir alle Aktivitäten ein, kein Kino mehr, kein Sonnabendcafé. Auf der Internetseite gibt es ein Jahr lang nichts Neues zu lesen, die Whatsapp-Gruppe schweigt weitgehend. Die Eine und der Andere infiziert sich mit der neuartigen Krankheit.
Ab August 2021 treffen sich freitags wieder Frauen im Café – natürlich im Rahmen der Corona-Verordnungen. Ab Mai 2022, treffen sich die Freitagsfrauen im Rahmen eines Projektes des CJD. Frauen aus mehr als zehn verschiedenen Ländern begegnen sich am Alten Markt im Café International unseres Vereins, zum Kennenlernen, um sich auszutauschen und gemeinsame Projekte zu entwickeln. Im Sommer wird ein großes Fest gefeiert.
Dagmar und Eberhard haben bereits 2021 einen Interviewfilm über unsere Arbeit fertiggestellt. HelferInnen erinnern sich an die gemeinsame Arbeit.
Am 24. Februar überfällt Russland die Ukraine, in imperialistischer Krieg in Europa.Menschen müssen wieder fliehen, jetzt mehrheitlich Frauen und Kinder, die erst im eigenen Land, dann vorwiegend in Polen unterkommen. Nur wenige Tage später sind UkrainerInnen mit ihren Kindern auch in Deutschland. Einzelne Warener machen sich auf, um Flüchtenden zu helfen und sie hierher zu bringen (leider auch, ohne sich Gedanken zu machen, wo diese bleiben), es finden sich HelferInnengruppen zusammen, einzelne Familien nehmen Geflohene auf. Auch der Verein Initiative Müritz hilft wacht auf, als hätte ein Wecker geläutet.
Der Stammtisch wird aktiviert, zu dem auch Nichtmitglieder eingeladen sind und gern kommen. Über die Website wird eine Informations- und Organisationsstruktur aufgebaut. Jetzt werden Sprachkundige gebraucht, Dagmar ist sowieso dabei, dazu stoßen Birgit und Bernd. Der Landkreis hat die Jugendherberge und einen Teil des Ansgarstifts als Sammelunterkünfte gemietet. Ecki ist aus der Ukraine zurückgekommen, um zu helfen, Ellen kümmert sich um BewohnerInnen der Jugendherberge und in engagierter Weise um die Betreuung von Kindern. Es melden sich spontan ca. 50 WarenerInnen, die Überschwang der Gefühle ihre Hilfe anbieten (von denen allerdings sich fast niemand mehr anschließend meldet).
Mit den UkrainerInnen ist eine neue Klasse von Geflohenen im Land. Sie dürfen sofort arbeiten, ohne Asylanerkennungsprozedur. Kurz nach der Anmeldung beim Bamf und in der Stadt bekommen sie ALGII (jetzt Bürgergeld), eine Krankenversicherung, Berechtigung auf eine eigene Wohnung. Der Verein bekommt Spenden und die Hilfe ist leichter als 2015 zu organisieren. Allerdings sind die Integrationskurse rar und Deutschunterricht durch Freiwillige sehr willkommen.
Den Sommer über treffen sich Geflohene und HelferInnen sonnabends wieder im Garten der St.-Georgen-Gemeinde zum Austausch Informationen oder auch nur zum gemeinsamen Kaffeetrinken. Gespendete Fahrräder werden verteilt und Kinder dank der Spenden mit den notwendigen Schulsachen versehen.
Der Stammtisch im Café erübrigt sich auch und nach, ab Oktober treffen sich einmal monatlich Geflohene und HelferInnen im Café International. UkrainerInnen nehmen das jetzt in Eigenregie, Ellen bastelt mit den Kindern, Dagmar, Birgit und Bernd übersetzen.
Der Winter kommt und der Verein fällt wieder in den Winterschlaf, aus dem er leider nicht mehr erwacht ist.